Aktuelles (29.07.2022):
Silphie – Grundwasserschutz und Ökologie – Silphie auf dem Vormarsch!


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An einem Feldtag zur alternativen Energiepflanze Durchwachsene Silphie (Becherpflanze) wurde deutlich, dass sie spätestens seit dem Demonstrationsprojekt der Regierung von Oberfranken immer mehr an Verbreitung in der Region gewinnt. Hans Hümmer, Geschäftsführer der Juragruppe, informierte zahlreiche anwesende Landwirte über die Anstrengungen der Juragruppe in Sachen Trinkwasserschutz an einer neu angelegten Silphiefläche zwischen Hollfeld und Sachsendorf. Die Tierökologin der Universität Bayreuth, Frau Prof. Dr. Feldhaar und Daniel Maurer von der Regierung von Oberfranken stellten die ökonomischen und ökologischen Aspekte dieser Energiepflanze und deren Beitrag zum Trinkwasserschutz dar. Fritz Asen vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg informierte über Pflanzenschutzmitttelreduktion im Maisanbau.

Die Hollfelder Mulde stellt zusammen mit der Veldensteiner Mulde das größte Grundwasservorkommen Nordbayerns dar. Seit Jahrzehnten wird dort ohne Aufbereitung hochwertiges Trinkwasser gewonnen. Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich die Juragruppe in Zusammenarbeit mit den Landwirten zum Schutz dieses Schatzes. „Uns ist viel lieber, wenn wir die grundwasserschonende Bewirtschaftung der Landwirte honorieren“, betonen der Vorsitzende der Juragruppe Manfred Thümmler und sein Geschäftsführer Hans Hümmer „als hohe Kosten für eine Trinkwasseraufbereitung auszugeben!“.

Neben dem weit verbreiteten Zwischenfruchtanbau wird auch der Anbau der Becherpflanze durch die Juragruppe gefördert. Bisher hätte dieses "Vorsorge"-Konzept sehr gut funktioniert, lobten die beiden das Engagement der Landwirte für den Trinkwasserschutz. Sie sind optimistisch, dass dieses "Vorsorge-Konzept" gemeinsam mit den Landwirten weiterhin die Zukunft gehört.

Daniel Maurer betonte, dass die Regierung von Oberfranken bereits seit 2016 im Rahmen der „Aktion Grundwasserschutz – Trinkwasser für Oberfranken“ in Zusammenarbeit mit verschiedenen Wasserversorgern den Silphieanbau ebenfalls unterstützt. Der Anbau der Energiepflanze Silphie trägt durch eine intensive Durchwurzelung des Bodens zur Reduktion der Nitratauswaschung und zum Erosionsschutz bei. Aufgrund ihres geringen Bedarfs an Pestiziden/Pflanzenschutzmittel leistet diese Pflanze zusätzlich einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Trinkwasserqualität.

Die späte Blüte biete vor allem Wildbienen, Hummeln und Schwebfliegen eine willkommene Nahrungsquelle, ergänzt Frau Prof. Dr. Feldhaar. Es gäbe auch kein Problem in Hinsicht auf eine unkontrollierte Ausbreitung dieser nicht heimischen Pflanze, da sie ja im allgemeinen vor der Abreife geerntet würde. Da auf Silphieflächen keine Bodenbearbeitung stattfindet, können sich auch Laufkäfer und andere am und im Boden aktive Lebewesen sehr gut entwickeln, wie Untersuchungen der Regierung von Oberfranken zeigen. Insgesamt weist die Pflanze damit einen positiven Beitrag zu Biodiversität auf.

Herr Asen stellte den Landwirten den nahe der Silphiefläche gelegenen Versuch zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes bei Mais vor. Ziel der bayerischen Staatsregierung sei es, bis 2030 den Einsatz von Pflanzenschutzmittel um 50 % zu reduzieren und dadurch auch einen wichtigen Beitrag zum Grundwasserschutz und zur Biodiversität zu leisten. Herr Bächmann, auf dessen Fläche die Silphie angesät wurde, ist davon überzeugt, dass diese Pflanze eine Zukunft hat, wenn die Verwertung gesichert sei. Die Beweggründe von Landwirten, die Becherpflanze trotz hoher Anbaukosten von ca. 2000 €/ha zu kultivieren, sind vielfältig: Neugier, das Brechen von Arbeitsspitzen u.a. aufgrund der früheren Ernte gegenüber Mais, der Beitrag zum Trinkwasserschutz, die Verbesserung des Images der Landwirtschaft und der geringe Energie- und Arbeitsaufwand für die Kulturführung sowie die Kostenersparnis durch Verringerung von Mineraldüngergaben, weniger Pflanzenschutzmittelaufwand und entfallende Bodenbearbeitung wurden hier hauptsächlich genannt. Nach überschlägigen Berechnungen von Herrn Bächmann war der Nettoerlös seiner im Jahr 2017 angelegten Silphie zumindest im letzten Jahr mit dem von Mais vergleichbar.

Herr Bächmann berichtete von den diesjährigen, witterungsbedingten Schwierigkeiten bei der Etablierung der Silphie: anfänglich die Verschlämmung des Bodens nach einem stärkeren Niederschlagsereignis kurz nach der Ansaat, anschließend die lange Trockenheit. Beides keine guten Voraussetzungen für gutes Keimen und einen gleichmäßigen Feldauflauf. Um einen möglichst dichten Silphiebestand in diesem Jahr zu erzielen, entschied er sich für eine gezielte Nachsaat. Die anwesenden Landwirte tauschten sich anschließend über Praxiserfahrungen, wie z.B. die mechanische Unkrautbekämpfung mittels Hackgeräte, Fräse oder sogar per Hand aus.

Wasserknappheit und Probleme in der Wasserversorgung verschärfen sich zunehmend mit dem Klimawandel. Durch den Anbau grundwasserschonender Kulturarten, wie der Silphie, kann diese lebenswichtige Ressource geschützt werden. Regional gewonnenes, qualitativ hochwertiges Trinkwasser von kommunalen Wasserversorgern ist auch in Zukunft das wichtigste Anliegen der bayerischen Wasserversorgung. Eine enge Kooperation von landwirtschaftlichen Betrieben und Wasserversorgern ist dabei genauso wichtig, wie die Aufklärung und der Austausch über Vorteile und Schwierigkeiten im Anbau einzelner Kulturen. Schließlich sollen keine wirtschaftlichen Einbußen für Landwirte entstehen und positive Auswirkungen beim Grundwasserschutz und für die Biodiversität erreicht werden. Derartige Feldtage tragen außerdem dazu bei, den Fragen und Sorgen von Landwirten zu begegnen und die enge Kooperation zu stärken. Die langfristige Planung von Dauerkulturen mit Energiepflanzen hängt stark von den Nutzungsmöglichkeiten ab. Mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg wird derzeit intensiv an einer Doppel-Nutzung der Silphie geforscht: Silphie als Faserlieferantin für die Verpackungsindustrie und gleichzeitig Energielieferantin als Substrat für Biogasanlagen. Die ersten Erfolge sind vielversprechend. Die Landwirte auf dem Feldtag wünschen sich jedenfalls, dass auch die bayerische Staatsregierung die Chancen einer Nutzungsalternative für diese für den Grundwasserschutz so wertvollen Pflanze erkennt und fördert.


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