Aktuelles (05.01.2023):
Pressespiegel: Wenig Schlaf an Weihnachten


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(aus Nordbayerische Nachrichten vom 05.01.2023)

JURAGRUPPE Mitarbeiter und Chef an den Festtagen wegen der Wasserkrise ständig im Einsatz. Schaden bis zu 150.000 Euro.

VON FRANK HEIDLER UND KERSTIN GOETZKE

PEGNITZ Die Bewältigung der vor allem vorweihnachtlichen Wasserkrise in der Juragruppe brachte Geschäftsführer Hans Hümmer und seine Mitarbeiter bis an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit. "Wir haben nachts zum Teil nur drei Stunden geschlafen." Weihnachten fiel bei Hummer und seinen Mitarbeitern aus.

"Ab dem 12. Dezember mussten unsere insgesamt zehn technischen Mitarbeiter und die Werkleitung sowie der Planungsbereich täglich pro Person 1S bis 17 Stunden, auch an den Feier- und Sonntagen, ableisten." Ein Krisenstab wurde gebildet, der die Lage "permanent" überwachte und Maßnahmen steuerte.

Leichte Entwarnung erst zwei Tage nach Weihnachten. "Erst ab 28. Dezember mussten dann täglich nur noch vier Personen das Desinfektionsmittel an die Stationen befördern, Beprobungen an zehn Stationen durchführen und den gesamten Ablauf dokumentieren und auswerten."

Sechsstelliger Schaden
Laut ersten vorsichtigen Schätzungen geht der Geschäftsführer von 100.000 bis 150.000 Euro Gesamtschaden aus. Noch völlig ungewiss sei, ob die Juragruppe finanzielle Ansprüche gegenüber Dritten geltend machen kann oder eine wie auch immer geartete Förderung erhält.

Als Ursache für die Verkeimung im Trinkwasser sieht Hümmer „wahrscheinlich einen sehr seltenen technischen Defekt am Tiefbrunnen Bronn, den es im neuen Jahr gleich zu Anfang noch genau zu untersuchen gilt."

Dadurch habe sich eine „Verkeimung mit Pseudomonaden, den ,Pfützenkeimen', im Verteilnetz um Pegnitz herum ausbreiten können." Während das nördliche Teilnetz durch rasches Handeln davon verschont geblieben sei.

Eine Absage hat Hümmer Gerüchten erteilt, wonach durch den Abstellplatz für alte Lastzüge und Personenwagen an der Kühlenfelser Straße in Bronn Schadstoffe ins Trinkwasser gelangt seien. Dennoch erneuerte er mit Blick auf den Bronner Umweltskandal seine bisherigen Vorwürfe.

Dort seien trotz Eingaben der Juragruppe „über 18 Monate hinweg seitens der Rechtsaufsicht keine Maßnahmen zur Beseitigung eingeleitet" worden. Hümmer weiter: .. Das ist nicht tolerabel und für das größte Trinkwasservorkommen Nordbayerns - meines Erachtens nach ein erhebliches Gefährdungspotenzial."

Nach Auffassung der Juragruppe als zuständigem Trinkwasserversorger sei hier nach wie vor „Gefahr im
Verzug" und sofortige Ersatzmaßnahmen geboten: Auf dem Grundstück in Bronn konnten mehrere Bereiche wahrgenommen werden, die Öl- oder Dieselverschmutzung beziehungsweise andere Schadstoffe aufwiesen. Seine Schlussfolgerung: "Die Juragruppe erkennt hier ein behördliches Versagen auf breiter Front."

Für die Reinheit des Trinkwassers hat der Geschäftsführer gute Nachrichten. "Mit einer Aufhebung der
Netz-Chlorung ist bald im neuen Jahr 2023 zu rechnen." Der Keim selbst sei seit dem 19. Dezember an keiner der untersuchten Stellen im Netz mehr nachweisbar.

Das sei ein Erfolg der „stabilen Chlorung", aber auch des „insgesamt überdurchschnittlichen Netzzustandes".

Wie berichtet war zur Reinigung des Trinkwassers eine „hoch innovative Desinfektionsmethode" angewendet worden. Mit dieser konnte die früher übliche Chlorbleiche abgelöst werden, bei der es Rückstände gebe.

Für die Juragruppe war der jetzige Störfall der erste in ihrer knapp 39-jährigen Geschichte. Die Technologie war „im Rahmen eines Soforteinsatzes über Nacht" antransportiert worden.

Dieses besonders innovative Verfahren wurde gewählt, da hiermit das aktive Chlor ohne verstärkte auffällige Nebenwirkungen ("wie sonst üblich") freigesetzt werde. Damit sei beispielsweise ein „Spülen von Flaschen in der Brauereiindustrie genauso erlaubt wie eine Verträglichkeit etwa mit Melkautomaten in der Landwirtschaft."

Auch würden die ansonsten besonders präsenten Gerüche, die besonders als gebundenes Chlor beim Duschen verstärkt wahrnehmbar wären, sehr stark vermindert. Hümmer glaubt: "Eine gute Nachricht also auch für Chlorallergiker und besonders sensible Menschen."

Eine Trübung des Trinkwassers habe es Hümmer zufolge nicht gegeben. Die Verkeimung sei von „überschaubarem Ausmaß" gewesen. Zur beschleunigten Einbringung der Chlorkonzentration ins Netz und für einen schnellen Wasseraustausch samt Herausspülen der Keime musste das Netz insgesamt an einer Vielzahl von Entnahmepunkten gespült werden. Dadurch seien Ablagerungen in den Leitungen gelöst worden. Verbraucher konnten das als „leichte Trübung" wahrnehmen.

Mit der bald zu Ende gehenden Chlorung sind aber nicht alle Gegenmaßnahmen abgeschlossen. Beim betroffenen Tiefbrunnen in Bronn werden in diesen Tagen „große Schieber" eingebaut und Pumpe samt Rohrleitungen aus bis zu 160 Metern Tiefe ausgebaut.

Diese Teile sollen dann besonders gereinigt werden, kündigte der Geschäftsführer an. "Dort muss ein
komplett neues Schieberkreuz eingebaut werden." So soll der störungsfreie Weiterbetrieb der Anlage
gewährleistet werden.

Tipps für Heimkehrer
Für Urlaubsreisende, die gerade wieder in ihren Haushalt zurückkehren, hat Hümmer folgende Empfehlung parat: "Wir empfehlen hier alle Wasserhähne und Duschstellen einige Minuten aufzudrehen, um die Hausinstallation nach der Wasseruhr durchgespült zu haben." Besondere Hinweise für die Verbraucher, etwa für Bürger, die Ober die Feiertage nicht in ihren Anwesen waren, würden zusätzlich über die eigene Website veröffentlicht

Eine im Januar nachgeholte Weihnachtsfeier der Juragruppe für Mitarbeiter wird es nicht geben. "Weihnachten hat seine feste Zeit im Jahreskreis, es läßt sich schlecht nachfeiern." Die Mitarbeiter können angefallene Überstunden abfeiern oder sich auszahlen lassen.

Eine gesonderte Bevorratung für Trinkwasser oder gar das Vorhalten von Filtern in Haushalten hält Hümmer für überflüssig. Allerdings könne es "anderslautende Empfehlungen des Katastrophenschutzes" geben.

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Der Juragruppen-Geschäftsführer Hans Hümmer in der mobilen Wasserreinigungsanlage mit Siedesalz und Elektrolyse, ohne Rückstände wie bei der Chlorbleiche
(Foto: Frank Heidler)