Aktuelles:
Interview mit den Nordbayerischen Nachrichten
zur Grundwasserstandsentwicklung


<

NN: Das Umweltministerium meldet nach Medienberichten sinkende Grundwasserpegel in Oberfranken. In den vergangenen fünf Jahren habe sich die Neubildung von Grundwasser um durchschnittlich 22.1 Prozent verringert. In den Grundwasserkörpern des Kreises BT waren es rund 25 Prozent. Kennen Sie diese Zahlen? Was ist damit gemeint, wenn von Grundwasserkörpern des Lndkreises BT gesprochen wird?

JURAGRUPPE: Es sind unterschiedliche Grundwasserleiter damit gemeint. Unser Grundwasserleiter ist der Jurakarst. Gerade dieser Grundwasserleiter, wird unter den klimatischen Vorzeichen – heftige kurzzeitige Niederschlagsszenarien und lange Trockenperioden – über seine Klüfte mit seinen Spalten, Dolinen und Ponoren, das Niederschlagswasser seinem Grundwasserstock umfänglich zuführen, während bei andern Grundwasserleitern nicht unerhebliche Teile der Niederschlagsmenge, u. a. wegen deutlich höherer Deckschichten, über die Flüsse abfließen. Deshalb ist unser Karstgrundwasserleiter mit der Ergiebigste, der Schutzwürdigste aber auch der Schutzbedürftigste.

NN: Weniger Niederschläge, weniger Neubildung von Grundwasser. Stellen Sie das auch im Versorgungsgebiet der Juragruppe fest?

JURAGRUPPE: Grundsätzlich ist selbstverständlich durch den Rückgang der Niederschlagsmengen auch eine reduzierte Grundwasserneubildungsrate die Folge. Durch den spürbaren Klimawandel verstärken sich die Phänomene und Probleme, mit mehr Starkregenereignissen, aber insgesamt geringeren Niederschlagsvolumen, mit neuen Niederschlagsmustern und längeren Hitze- und Trockenperioden. Dies verändert natürlich die Menge an Grundwasserneubildung. Insbesondere im Bereich von oberflächennahen Quellschüttungen, die als Wasserbezug für kleinere Wasserversorgungsanlagen dienten, kann dies so auch für die Juragruppe bestätigt werden.

Die Juragruppe betrieb bis 2017, neben der Hauptversorgungsanlage mit den drei leistungsfähigen Tiefbrunnen aus dem Karstgrundwasser, mit denen ca. 95 % des Versorgungsauftrages abgedeckt werden, noch drei kleine Eigenversorgungsanlagen, deren Wasserbezug aus oberflächennahen Quellschüttungen erfolgten. Diese erwiesen sich unter den klimatischen Veränderungen als sehr problematisch. Zwei von diesen Quellversorgungsanlagen mussten geschlossen werde, da das permanent abnehmende Schüttungsdargebot für den jeweiligen Bedarf nicht mehr ausreichte.

NN: Sie sprechen bei fast jeder Verbandsversammlung vom schier unvorstellbaren Wasservorrat im Karst. Heißt das, ihnen als Versorger können lange Trockenperioden und Sommerhitze nichts anhaben?

JURAGRUPPE: Unsere Versorgung aus den Karstgrundwasserleitern können als absolut versorgungssicher, gerade auch unter Klimaveränderungspotentialen, bezeichnet werden. Unsere beiden Karstgrundwasservorkommen Veldensteiner und Hollfelder Mulde bilden das größte Trinkwasservorkommen Nordbayerns.

Die von Fachleuten ermittelte durchschnittliche Grundwasserneubildungsrate pro Jahr beträgt zusammen ca. 70 Mio. m³ jährlich. Bei weiter abnehmenden Niederschlägen wird diese sicherlich auch rückläufig sein.

Jedoch der zusätzlich in den unterirdischen Hohlräumen des Jurakarstes eingelagerte volumengroße Trinkwasserstock hat ein kaum vorstellbares Ausmaß. Allein in der Veldensteiner Mulde gehen die Schätzungen der Wasserwirtschaftsverwaltung von einem möglichen Grundwasserstock von unvorstellbaren 1,9 Milliarden m³ aus.

NN: Sie belegen nahezu gleichbleibende Pegelstände in den 3 Tiefbrunnen der Juragruppe über Jahre. Ist der Trinkwasserstock im Karst unerschöpflich?

JURAGRUPPE: Unsere Grundwasserstände sind über 20 Jahre nahezu unverändert geblieben, d. h. der Grundwasserstand hat sich nicht oder nur geringfügig abgesenkt. Der Grundwasserstand wird seit dieser Zeit mehrmals monatlich gemessen.

Dieses gigantische Trinkwasservorkommen ist für ein Mehrfaches des bisherigen Versorgungsvolumens ausreichend. Dieses Grundwasservolumen steht bei unserem Tiefbrunnen Bronn von ca. 28 Meter bis 240 Meter ab Geländeoberkante nach unten an, beim Brunnen Moggendorf von ca. 19 Meter bis 160 Meter und beim Brunnen Scherleithen von ca. 15 Meter bis 130 Meter. Da wir beim Bau des Brunnens Moggendorf im nicht ausgebautem Bohrloch eine Befahrung mit einer Kamera bis auf besagte 160 Meter durchgeführt haben, wurde uns das beinahe unvorstellbare Wasservorkommen in den Hohlsystemen erahnbar und sichtbar.

NN: Sie sprechen immer gerne von Trinkwasser für fast 1000 Jahre. Ist das nicht ein wenig übertrieben?

JURAGRUPPE: Es ist das Ergebnis einer hypothetischen Rechnung um das Ausmaß des vorhandenen Schatzes näher bringen zu können. Die Entnahmemenge der Wasserversorger Riegelstein-, Betzenstein-, und Juragruppe mit jährlich 1,9 Mio. m³ über ihre Tiefbrunnen aus der Veldensteiner Mulde ist die Grundlage für das angestellte Rechenspiel. In der Realität glaube ich, wenn über 20 Jahre keinerlei Niederschläge mehr fallen würden, wäre der Mensch hier nicht mehr angesiedelt.

Zurück zum Überblick > Aktuelles