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Benchmarking –
Bericht über die Ergebnisse der Juragruppe in der 6. Hauptrunde

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Allgemeines

Die Juragruppe hat sich im Rahmen des bayerischen Benchmarkingprojektes "EffWB“ mit dem Bereich Wasserversorgung zum wiederholten Male einer vergleichenden Positionsbestimmung unterzogen. Das von allen maßgeblichen Verbänden und der Wasserwirtschaftsverwaltung gemeinsam getragene Projekt soll mit geringem Aufwand einen objektiven Leistungsvergleich bzw. eine Positionsbestimmung ermöglichen

Zentrale Intention dieses Benchmarkingprojektes ist es, zukunftsorientierte Wasserversorger für den Wandel in der Wasserwirtschaft fit zu machen. Wer sich heute problemorientiert mit der eigenen Leistungsfähigkeit auseinandersetzt und entsprechende Erkenntnisse konsequent umsetzt, kann dem zu erwartenden Strukturwandel gelassen entgegen sehen.

Anhand von 38 Kennzahlen, aus wesentlichen Bereichen der betrieblichen Wertschöpfungskette, wurden Ergebnisse ermittelt und diese mit den Daten anderer Teilnehmer / Wasserversorger verglichen.

Datenbasis für die Erhebung und Auswertung der Kennzahlen ist das Wirtschaftsjahr 2015.

Der Individualbericht vom 17.02.2017 wurde durch die Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft Rödl & Partner erstellt.

Die vorliegenden Ergebnisse sind für uns rundum eine sehr gute Positionsbestimmung.


Ergebnisdarstellung

Die Wasserversorgungen wurden Gruppen zugeordnet. Diese Einteilung erfolgte vor dem Hintergrund, dass bei einer Reihe von Kennzahlen zur Analyse und Interpretation verschiedene Gruppeneinteilungen vorgenommen wurden. So wurden Personalkennzahlen bspw. in erster Linie im Kontext des Outsourcinggrades - hierunter werden auch „konzern- bzw. stadtinterne Leistungsaustausche“ verstanden - miteinander in Relation gesetzt. Beim Vergleich der Wasserverluste hingegen werden Gruppen gemäß technischem Regelwerk in Abhängigkeit der spezifischen Netzeinspeisung gebildet. Bei der überwiegenden Anzahl der Kennzahlen erfolgte die Gruppeneinteilung aufgrund der Unternehmensgröße.

Unternehmensgröße: 1,0 Mio. m³ - 2,5 Mio m³ Wasserförderung
Outsourcinggrad: mittlerer
Versorgungsstruktur: ländlich

Ergebnisse im Bereich Versorgungssicherheit
Die Auslastung der Wasserressourcen der Juragruppe bezogen auf den Spitzentag des Erhebungsjahrs liegt bei 53 %, der Mittelwert der Vergleichsgruppe bei 60 % .

Unsere Behälterkapazität beträgt 1,5 d und bewegt sich über dem Mittelwert der Vergleichsgruppe (1,0 d). Der aktuelle DVGW Referenzwert (W 300) empfiehlt Wasserversorgern die Behälterkapazitäten in Abhängigkeit von ihrem maximalen Tagesbedarf zu stellen.

Im Erhebungsjahr gab es bei der Juragruppe ebenso wie bei der überwiegenden Zahl der Unternehmen der Vergleichsgruppe keine Versorgungsunterbrechung von mehr als 12 Stunden, von der zudem mindestens 1 % der versorgten Bevölkerung betroffen war.

Was die Sicherheit der Versorgung im Hinblick auf die Einhaltung der Vorgaben aus der Trinkwasserverordnung angeht, bestätigt sich auch in diesem Projekt für uns ein sehr positives Bild.

Von den gezogenen Trinkwasserproben wurden bei der Juragruppe im Betrachtungsjahr 0,0 % beanstandet (Vergleichsgruppe: 0,4 %). Der Anteil der Beanstandungen bezogen auf die Mikrobiologie liegt bei 0,0 %, der Mittelwert der Vergleichsgruppe beträgt 0,2 %.

Ergebnisse im Bereich der Versorgungsqualität

Die Anzahl der Leitungsschäden beträgt bei uns 6,0 Anz./100 km, der Mittelwert der Vergleichsgruppe liegt bei 7 Anz./100 km.

Die Schäden an Hausanschlüssen liegen bei 2,0 Anz./1.000 HA, hier beträgt der Mittelwert der Vergleichsgruppe 6,0 Anz./1.000 HA.

Die Schadensrate bei Armaturen beträgt bei uns 1,0 Anz./1.000 Armaturen (Vergleichsgruppe: 3,0 Anz./1.000 Armaturen).

Bei den Wasserverlustraten erreichen wir einen technischen Verlustwert von 0,03 m³/(km*h) Damit liegen die technischen Verluste unter dem Mittelwert der Vergleichsgruppe (0,05 m³ / km*h).

Der Wert der kaufmännischen Verluste, also der Anteil der nicht verkauften Wassermenge, liegt mit 4,4 % % unter dem Mittelwert der Vergleichsgruppe (8,7 %).

Der Anteil Trinkwasser mit weitergehender Aufbereitung liegt bei 0,0 %, der Mittelwert der Vergleichsgruppe bei 0,6 %.


Ergebnisse im Bereich Effizienz

Bei Wasserversorgungsunternehmen werden die Gesamtkosten auch maßgeblich durch die Kapitalkosten beeinflusst. Diese Kosten sind erfahrungsgemäß nicht bzw. nur langfristig zu beeinflussen und sind häufig auf Entscheidungen der Vergangenheit zurückzuführen, die sich nachhaltig auf die Finanzsituation des Unternehmens auswirken.

Die Kapitalkosten beinhalten die Abschreibungen und die Zinsaufwendungen. So ist bspw. die unternehmerische Entscheidung über Art und Umfang einer Beitragsfinanzierung hierfür maßgeblich und die Intensität der Investitionstätigkeit.

Eine unmittelbare Aussage über die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens lässt sich daraus nicht ableiten. In unserem Fall liegen die Kapitalkosten bedingt durch die hohen Abschreibungen (mit 1.286.449,04 €)  mit 1,32 €/m³ über dem Mittelwert der Vergleichsgruppe (0,41 €/m³).

Die hohen Abschreibungen sind das Ergebnis von enormen Investitionen und Erneuerungsraten die weit über dem Durchschnitt liegen (vgl. Ergebnisse im Bereich Nachhaltigkeit). zu einer hohen Abschreibungsrate. An den Kapitalkosten von 1,32 €/m³ betragen alleine die Abschreibungen 0,97 €/m³.  Dies ist positiv und Vorteil für unsere Kunden ist sicherlich, dass ihm ein Versorgungsnetz mit dem aktuellen und neuesten Stand der Technik vorgehalten wird.

Die Gesamtkosten liegen mit 2,46 €/m³ zwar über den Mittelwert der Vergleichsgruppe
(1,47 €/m³). Für diesen Vergleich müssen jedoch aufgrund der regen Nebentätigkeit die Gesamtkosten um die Kosten für die Nebengeschäfte und die aktivierten Eigenleistungen bereinigt werden. Nach Rödl und Partner betragen die bereinigten Gesamtkosten inkl. Abschreibung 1,97 €/m³ (Vergleichsgruppe 1,33 €/m³).

Würden angenommen bei der Juragruppe die Kapitalkosten (überwiegender Anteil Abschreibungen) mit dem Mittelwert der Vergleichsgruppe in Höhe von 0,41 €/m³ zu Buche schlagen wären bei den Gesamtkosten nur 1,06 €/m³ (Vergleichsgruppe 1,33 €/m³) zu verzeichnen sein. Dies lässt den Schluss zu, dass unser Unternehmen höchst effizient betrieben wird.

Als Ansatzpunkt zur Realisierung weiterer betrieblicher Optimierungspotenziale bieten sich erfahrungsgemäß die laufenden Kosten an. Dabei wird zwischen Verwaltungskosten und Technikkosten sowie nach Aufgabengebieten und nach Kostenarten unterschieden.

Unsere laufenden Kosten betragen 0,65 €/m³ und liegen damit unter dem Mittelwert der Vergleichsgruppe (0,92 €/m³).

Die laufenden Kosten Verwaltung liegen mit 0,13 €/m³ unter dem Mittelwert der Vergleichsgruppe (0,19 €/m³).

Die laufenden Kosten Technik betragen 0,52 €/m³, der Mittelwert der Vergleichsgruppe liegt bei 0,73 €/m³.

Als spezifischer Energieverbrauch für Gewinnung und Aufbereitung konnte bei uns ein Wert von 0,45 kWh/m³ ermittelt werden (Vergleichswert: 0,35 kWh/m³). Für den Bereich Transport und Verteilung ergibt sich ein spezifischer Energieverbrauch von 0,41 kWh/m³, der Vergleichswert liegt bei 0,20 kWh/m³. Der durchschnittliche Preis für Strom beträgt bei der Juragruppe 16,27 ct/kWh und liegt damit unter dem Mittelwert von 17,12 ct/kWh

Die laufenden Kosten, die für das Netz der Juragruppe entstehen, liegen aktuell bei 0,28 €/m³ (Mittelwert der Vergleichsgruppe: 0,48 €/m³).

Die Wasserbezugskosten für private Haushalte mit einem standardisierten Jahresverbrauch von 150 m³ betragen 1,80 €/m³ (netto). Gemäß BDEW-Wassertarifstatistik beläuft sich der durchschnittliche Wasserpreis für Haushalte im Jahr 2013 auf 1,76 €/m³ (netto).


Personal

Im Fokus von Diskussionen über die Wirtschaftlichkeit von Wasserversorgern steht regelmäßig auch deren personelle Ausstattung. Für die Beurteilung der Mitarbeiterkennzahlen ist die Berücksichtigung des Outsourcinggrades ein unverzichtbarer Bestandteil. Wir werden dem Bereich geringer Outsourcinggrad zugeordnet. Die ermittelte Personalkennzahl bezieht sich auf ein sogenanntes Vollzeitäquivalent (VZÄ), also dem quantifizierten Gegenwert einer Mitarbeiterjahresleistung. Typischerweise werden dabei ca. 1.680 tatsächlich geleistete Arbeitsstunden pro Mitarbeiter und Jahr angenommen.

Insgesamt sind bei der Juragruppe 9,4 MA/Mio.m³, bzw. 1,8 VZÄ/1000 HA beschäftigt. Der Mittelwert der Vergleichsgruppe liegt bei 7,8 MA/Mio.m³, bzw. 1,8 VZÄ/1000 HA.

Zur Beurteilung des laufenden Betriebes der Wasserversorgung ist zu beachten, dass im Falle der Juragruppe 42 % der Mitarbeiter Leistungen im Bereich von Nebengeschäftstätigkeiten bzw. aktivierten Eigenleistungen erbringt. In der Vergleichsgruppe liegt der Mittelwert diesbezüglich bei 6,7 %.

Nach Abzug dieser 42 % bei der Juragruppe und von 6,7 % des Mittelwertes der Vergleichsgruppe sind somit für den laufenden Betrieb bei der Juragruppe 5,45 MA/Mio.m³, bzw. 1,04 VZÄ/1000 HA beschäftigt. Der Mittelwert der Vergleichsgruppe liegt bei 7,27 MA/Mio.m³, bzw. 1,69 VZÄ/1000 HA. Dies unterstreicht abermals unsere hohe Effizienz.

Die Anforderungen des DVGW-Arbeitsblattes W 1000 hinsichtlich des erforderlichen Qualifikationsniveaus werden durch das Unternehmen erfüllt.


Ergebnisse im Bereich Nachhaltigkeit

Naturgemäß unterliegen sämtliche Anlagen der Wasserversorgung einer längerfristigen Nutzung. Vor diesem Hintergrund ist eine vorausschauende Instandhaltungsstrategie im Bezug auf eine ausreichende Sicherung und Erhaltung der technischen Substanz zu befürworten. Andererseits zeigen sich die Folgen einer unzureichenden Erneuerung erst nach längeren Zeiträumen. Der regelmäßigen Sanierung und Erneuerung des Leitungsnetzes und der Anlagen kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Gerade wenn es darum geht, signifikante Gebührensteigerungen durch unvorhergesehene Instandsetzungskosten und Investitionsstaus zu vermeiden, können gezielte Instandhaltungsstrategien einen sinnvollen Lösungsansatz darstellen.

Die Investitionsrate des Unternehmens bezogen auf die Wasserabgabe betrug im Betrachtungsjahr 0,98 €/m³. Die Vergleichsunternehmen der Gruppe haben bei dieser Kennzahl einen Wert von 0,44 €/m³.

Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre erreicht die Juragruppe eine Netzerneuerungsrate von 2,9 %. Der Mittelwert der Vergleichsgruppe hat eine Netzerneuerungsrate von 0,66 %. Der in der Praxis oftmals kommunizierte Referenzwert von Fachverbänden beträgt etwa 1,5 %.

Über Benchmarking mit seinen möglichst flächendeckenden Kennzahlenvergleich sind Optimierungsziele erreichbar.

Das europäische Parlament hat sich dieser Optimierungszielsetzung alternativ zur geförderten Liberalisierung mit Marktöffnung durch Beschluss vom 14.01.2004 angeschlossen.

Benchmarking ist für die Juragruppe ein wichtiger Baustein um sich der von der EU ständig geforderten Liberalisierung und Privatisierung erfolgreich zu widersetzen.

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